#Neuland

Deutscher Internet-Wahlkampf 2013

Am 22. September 2013 ist Bundestagswahl! Zur inzwischen 18ten Wahl des Bundestages hat das nur unwesentlich ältere Internet Einzug in den Wahlkampf gehalten. [Ironiemodus AN] #Neuland für uns alle, wie Frau Merkel treffend betonte. [Ironiemodus AUS]

Frau Merkel selbst hat sich unlängst einen neuen Internetauftritt programmieren lassen, sogar Mobilgeräte-freundlich da Responsive und auch Quellcodebezogen absolut zukunftsfreundlich und semantisch durch HTML5. In der Webwelt scheinen Aufträge aber entweder an erfahrene (Web-)Designagenturen zu gehen oder aber an Buden mit Spezialisierung auf (Web-)Entwicklung, wie sonst lässt es sich erklären, dass die Erstellenden es vergessen haben, die bei Google noch zahlreich gelisteten Verweise der alten Webseite Frau Merkels aus dem Index nehmen zu lassen? Technisch etwas weniger Zukunfts- und vor allem Gerätefreundlich, gestalterisch aber halbwegs auf der Höhe der Zeit, zeigt sich der Webauftritt von Peer Steinbrück. Mit dem Kachelmuster, angelehnt an den aktuellen Designtrend “Flat-Design” hat man zwar nichts großartig neu erfunden, den Trend aber recht zeitig erkannt und somit den richtigen Riecher bewiesen.

Auch Google hat das Momentum erkannt und eigens eine Seite eingerichtet, auf der Vordergründig Aktuelles, Relevantes und Wissenswertes rund um die Bundestagswahl zu finden sein soll, hintergründig aber nicht viel mehr als ein paar Google-Dienste zusammengeführt werden. Die Bundeszentrale für Politische Bildung hat mit dem Wahl-O-Mat sogar gleich einen Dienst entwickelt, mit dem man durch den Ausdruck von Zustimmung, Neutralität oder Ablehnung 38 polarisierender Thesen seine eigene Meinung zu derer der Parteien in Beziehung setzen kann.


Die USA hatten ihren SocialMedia-Wahlkampf in 2008, Deutschland hat seinen im Jahr 2013

Getrau dem Motto, “Bist du nicht auf Facebook, gibt es dich nicht” spielen nun auch die Sozialen Netzwerke eine nicht unbedeutende Rolle im Wahlkampf. Die Grünen gelten als begeisterte Twitterer, die Piraten haben ohnehin durch ihre Zielgruppe eine hohe Reichweite in Sozialen Netzwerken und der Rest ist gezwungen nachzuziehen (Übersicht über Followerzahlen der Parteien auf den verschiedenen Sozialen Netzwerken). Dennoch hat es bei uns noch lange nicht das Ausmaß angenommen, das der Social Media Wahlkampf in den Staaten bereits 2008 hatte, dazu fehlt den Deutschen nicht unbedingt das Verständnis, eher aber die Manpower und das Budget. Im US-amerikanischen Wahlkampf 2012 sollen für die Demokraten allein im Social-Media-Bereich sage und schreibe 2000 Leute im Einsatz gewesen sein. Ein vergleichbares Ausmaß haben wir noch nicht einmal im Jahr 2013 erreicht. Außerdem lassen Social-Media-Bemühungen der Parteien hierzulande mitunter schlagartig nach, sobald der Wahlkampf hinter sich gebracht wurde. Dennoch zeigen sich unsere Parteien redlich bemüht: Wenn man sich anschaut, was im Umfeld von Plenardebatten getwittert wird, scheinen sie die Vorzüge des enorm schnellen Mediums erkannt zu haben.

Von amerikanischen Ausmaßen sind wir dennoch weit entfernt, Obamas erster Tweet nach seiner Wiederwahl zeigt das Ausmaß: mit ungefähr 500.000 Shares bzw. ReTweets ist sein Tweet “Four more years” vom 6.11.2012 der bisher meist gesharte Tweet in der Geschichte des Microblogging Dienstes. Dennoch zeigen sich Angie und Peer hierzulande auf Facebook sehr bemüht, auch wenn schnell ersichtlich wird, dass die ohnehin nicht sehr persönlichen Beiträge von einem Redaktionsteam verfasst werden. Eine gewisse Kompetenz der Nutzer, verbreitete Informationen zu hinterfragen, wird künftig dennoch wichtiger denn je sein, denn das Internet bietet wie kaum ein anderes Medium Möglichkeiten der Meinungsmache und Manipulation. Und gerade im Hinblick auf die uns überrollende Informationsüberflutung ist es nicht als selbstverständlich anzusehen, Informationen zu hinterfragen und auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu beleuchten. Es bleibt also spannend in der (politischen) Netzlandschaft in Deutschland.

Veröffentlicht am 17.09.2013


Quellen & Links:
RankingCheck.de: Bundestagswahl 2013 – Wer macht das Rennen im Neuland?


Der Autor

Sebastian Frost (Online Marketing Experte)
Sebastian Frost
Online Marketing Manager und Experte fürs Digitalgeschäft